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Laudatio: Theater am See
27. Theatertage am See
Preise in der Sparte Amateurtheater 2011
Auch 2011 konnten Publikum und Fachjury in Friedrichshafen ein Theaterprogramm in beeindruckender Qualität und Bandbreite sehen. Unser Dank und unser Lob gilt allen teilnehmenden Gruppen, die uns mit einem wunderbaren Festivalprogramm beschenkt haben! Aus den gezeigten Aufführungen wählte die Jury zwei Preissieger aus und spricht einer Gruppe ihre Anerkennung aus.
Anerkannt wird die großartige Leistung der Luantan Opera Troupe aus dem chinesischen Taizhou in der Provinz Zhejiang. Die Gruppe zeigte einen Querschnitt bekannter Luantan- oder Qinqiang-Opern, einer besonderen Form chinesischer Volksopern. Dieses farbenfrohe Spektakel bot hochpräzise Gestik und Mimik von großer Symbolkraft, sowie atemberaubende Akrobatik und Kampfkunst. Das Publikum war von diesem Einblick in eine hier fremde Kultur zu Begeisterungsstürmen hingerissen, und wir danken den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern für dieses Geschenk.
Die Jury hat 2011 entschieden, das Motto des Festivals „MundArt – Sprachen der Bühne“ gewissermaßen als Überschrift für zwei gleichberechtigte Preiskategorien zu verwenden.
Preisträger und Sieger in der Kategorie „MundArt“ ist die Besigheimer Studiobühne e.V. mit dem Stück „Die barmherzigen Leut von Martinsried“. In der Regie von Rüdiger Erk und Joachim Mangold sahen wir ein sehr kluges und gut gebautes Stück von Oliver Storz, dem es gelingt, tragische und problematische Ereignisse der letzten Tage des zweiten Weltkriegs mit großem Tiefgang und ohne jedes Klischee auf die Bühne zu bringen. Die Theatergruppe schafft es, die schwäbische Mundart auf die bestmögliche Weise einzusetzen – hier wird nicht Dialekt gespielt, hier werden echte Menschen gezeigt, deren Sprache sich zwingend aus der Rolle, der Figur heraus ergibt. Der Dialekt auf der Bühne ist somit nicht ein anbiedernder Effekt, sondern Ausdruck hoher Authentizität. Dem entspricht auch die darstellerische Leistung des Ensembles, das uns mit großer Wahrhaftigkeit und Schlichtheit überzeugte. Die gesamte Inszenierung entwickelt eine solche Kraft, dass aus der Lokalgeschichte eines kleinen schwäbischen Ortes eine fast universelle Geschichte wird.
Preisträger und Sieger in der Kategorie „Sprachen der Bühne“ ist die Gruppe Próg aus Wadowice in Polen. Mit dem Stück „Sex War“ unter der Leitung von Bartosz Nowakowski durften wir ein hochenergetisches Bühnenfeuerwerk sehen, das uns die Sprachen der Bühne auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen zeigte: wir erlebten Englisch, Polnisch und Deutsch, aber eben auch die nicht-gesprochenen Sprachen der Bühne wie Tanz, Musik, Gesang, Licht, Projektion, Gestik und Mimik. Das alles verschmolz zu einem mitreißenden Gesamtkunstwerk dargeboten von einem spielfreudigen Ensemble auf außergewöhnlich hohem handwerklichen Niveau mit voller Hingabe und Konzentration. Bei diesen jungen Menschen soviel Begeisterung für das Medium Theater sehen zu dürfen, sowie eine Symbiose aus Talent und hohem Fleiß, erfüllt uns mit großem Respekt.
Friedrichshafen, 10. April 2011
Für die Jury
Dr. Christoph Daigl