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Premieren-Kritik: Viel Lärm um nichts: Zeitlos herrliches Intrigengespinnst
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SUSANNE YVETTE WALTER, Bietigheimer Zeitung
Es ist wie gemacht für die markanten Schauspieler der Studiobühne: Shakespeares Komödie ist der Stoff um vergebliche Liebesmühe und dem menschelnden Chaos. Am Samstag feierte "Viel Lärm um nichts" Premiere auf der Open-Air-Bühne.
Moderne trifft Antike, völlig zwanglos ohne Reibereien. Das ist Theaterkunst, die die Besigheimer Studiobühne bei der Premiere von "Viel Lärm um nichts" am Samstagabend auf der Open-Air-Bühne am Steinhaus zeigte. Die edlen Schlachtenbummler marschieren unter den Fahnen des Radetzky-Marsches ein, grüßen das Publikum und finden sich auf einer "Party" der oberen Zehntausend wieder, mit bunten Cocktails und cremefarbenen Kleidern. Die könnte so oder ähnlich auch heute stattfinden. Kinder und Jugendliche der Besigheimer Nachwuchstruppe geben den Startschuss und stellen Großmeister Shakespeare ins Blitzlicht-Gewitter. Regisseurin Claudia Enchelmaier holt den antiken Stoff mit Leichtigkeit aus seiner angestaubten Hülle. Die Besigheimer Studiobühne filetiert den Komödienklassiker erfrischend neu. Das ist dem markanten Spielwitz jedes Akteurs zu verdanken. Mitläuferrollen gibt es nicht. Hier geben sich zwölf markante Figuren ein Stelldichein in der Welt bei Hofe, wo im Schutz der Burgmauern die Intrige um die vermeintliche Liebe so richtig aufblühen kann. Das Salz in der Suppe sind die Schauspieler selbst. Sie verleihen den Charakteren Gesichter und lassen den Zuschauer in einem bunten Ballon über Abgründe schweben. Ist es wirklich diese komische Vergeblichkeit, die rosa Liebesträume zerstört?
Die Ambivalenz des Menschen, sein Ringen um gesellschaftliche Anerkennung einerseits und um Verschmelzung mit einem anderen auf der anderen macht besonders die Protagonisten Claudia Karger als Beatrice und Armin Gosch als Benedikt zu schaffen. Ihre Gesichter werden ständig neu im markanten Minenspiel zu Transporteuren der Gefühle. Wut, Hass, Verzweiflung und das ewige Spiel von kränken und gekränkt werden bestimmten komödiant das Geschehen.
Es ist eine herrlich leichte Unterhaltung mit Anregungen zum Weiterdenken und Fühlen an einem heißen Sommerabend. Man klebt an den Charakteren, die, jeder für sich, stark, selbstverständlich und selbstbewusst ihre Rollen füllen. Ingo Engel mimt einen lebenserfahrenen und doch schwärmerisch gebliebenen Don Pedro, Michael Rahms den bösen Bruder Don Juan, der Intrige von ihrer schwärzesten Seite vorführt. Stanislaw Klein und Ramona Karst mischen keck auf Dienstbotenniveau mit und treiben Tratsch und Klatsch auf die Spitze.
Felix Gosch spielt den jungen Grafen Claudio, der sich blind auf die weibliche Unschuld stürzen will. Emily Zundel verkörpert sie als Hero, liebreizend und doch ausgetragen. Damian Bielat repräsentiert warmherzig den Hausherrn Don Leonato. In bezaubernden Szenen, die die malerische Steinhausfassade und den romantischen Platz toll miteinbeziehen, nimmt das Geschehen seinen Lauf. Belauschen geht überall, hinter Büschen und unter dem Torbogen, während aus den Steinhaus-Fenstern kräftig Verbalattacken und Intrigenpfeile abgeschossen werden. Amors Pfeil trifft keinen - auch wenn sich die Charaktere so gern verlieben würden hinter der Fassade aus Arroganz und Stolz. Es ist herrlich zu erleben, wie sie sich entblättern, gerade während sie andere beim Lästern belauschen. Besonders meisterhaft in dieser "Disziplin": Beatrice und Benedikt, Claudia Karger und Armin Gosch. Ein Lacher jagt den nächsten. Shakespeares Wortwitz lassen sich die Akteure genüsslich auf der Zunge zergehen. Er wirkt wegen seiner Originalität wie Zündstoff für gute Laune. In Kombination mit der schauspielerischen Stärke der Studiobühne ist "Viel Lärm um nichts" ein pures Sommervergnügen.
Info
Die Studiobühne Besigheim zeigt die Komödie "Viel Lärm um nichts" von William Shakespeare auf der Open-Air-Bühne am Steinhaus am 24., 25., 26., 31. Juli sowie am 1., 2., 7., 8. und 9. August jeweils um 20 Uhr.