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"Junge Bühne" der Studiobühne wagt mit "König Ödipus" ein Experiment
| 24.12.2014
Im Oktober diesen Jahres feierte die Jugend der Studiobühne Besigheim mit dem Stück "König Ödipus" einen Riesenerfolg. Nun wollen die Nachwuchsschauspieler damit auf Tour gehen - und wagen das Experiment Selbstständigkeit.
Wer kennt sie nicht, diese furchterregenden schreiend gelben Reclamheftchen, mit denen Generationen von Schülern im Deutschunterricht gequält wurden. "König Ödipus" von Sophokles steckt in einem dieser kleinen Dinger. Das antike Drama um den König, der unwissentlich seinen Vater erschlug und damit das Problem des Ödipus-Komplexes erfand, ist ein Klassiker, aber einer der ganz schweren Schülerqual-Sorte.
Die Jugendbühne der Studiobühne Besigheim nahm sich des Klassikers an, entstaubte ihn anhand einer modernen Fassung von Klavierkabarettist Bodo Wartke und fügte in gemeinschaftlicher Arbeit eigene Aspekte hinzu. Und siehe da - es funktionierte. Der gelbe Klassiker wurde aufgemotzt und als Programmheft verwendet, und das von Jugendlichen gemachte Stück erntete Begeisterung. Da "König Ödipus" in den neunten und zehnten Klassen der Realschulen und der Gymnasien zum Schulstoff zählt, wurde die Idee geboren, das von Regisseur Daniel Neumann inszenierte Stück zu den Schülern zu bringen. Eine Aufführung für das Besigheimer Christoph-Schrempf-Gymnasium fand bereits in der Alten Kelter vor 130 Schülern statt. 800 Euro nehmen die jugendlichen Theatermacher für die komplette Aufführung mit Technik und allem Pipapo und - es lohnte sich für die Schüler. Eine Aufführung für die Besigheimer Realschule folgt im Januar.
Das imponierte dem Leiter der Studiobühne, Armin Gosch, und er schlug dem hauseigenen Nachwuchs vor, sich selbstständig zu machen - mit Organisation, Technik, Produktion. Und so geschah es. Die 16 Jugendlichen der Studiobühne im Alter zwischen 13 und 26 Jahren wählten einen Vorstand: Felix Gosch und Silas Körner, künstlerischer Leiter ist Daniel Neumann. Und nun wollen sie es den "Alten" zeigen. "Naja, wir können schon noch eine Menge von ihnen lernen, aber wir wollen Theater auf unsere Weise machen, von Jugendlichen für junggebliebene Menschen", sagt Felix Gosch, der seit Wochen mit seinen Mitstreitern über der Planung sitzt, mit Schulen telefoniert und Strategien entwickelt. Denn die Tour mit "König Ödipus" in Schulen, Jugendhäusern oder anderen Institutionen soll das Gesellenstück für die Jugend werden, bevor im Oktober 2015 das nächste Stück folgen wird. "Wir wollen uns als Jugendtheater der Studiobühne einen Namen machen", sagt der 23-jährige Student. Der 17-jährige Silas Körner ist sicher, dass ihre Strategie ankommt, büffelt er doch gerade selbst fürs Abitur und weiß, wie man Schüler seines Alters "heiß auf klassische Stoffe" machen kann. Und Regisseur Daniel Neumann, selbst dem Jugendalter noch nicht ganz entwachsen, weiß, wie man sie inszeniert. Nämlich ohne falsche Ehrfurcht, frisch und mit modernen Anklängen. Das nächste Stück soll aber auf Wunsch der jugendlichen Schauspieler ein "spannendes, schauriges Stück" sein, so Gosch.
Natürlich lässt die Mutterbühne ihren Nachwuchs nicht ganz im Regen stehen: 2000 Euro gab's als Anschubfinanzierung und mit Rat und Tat helfen die erwachsenen Schauspieler sicher auch. "Aber wir wollen es alleine schaffen", so Felix Gosch, der das Vertrauen des Vereins nicht enttäuschen will. "Theater ist unsere Leidenschaft und das wollen wir machen, wenn es geht mit Erfolg und so, dass uns möglichst viele Menschen sehen können", sagt er.
Info
Wer "König Ödipus" von der Jugendgruppe der Studiobühne buchen möchte, kann dies per E-Mail an Felix Gosch tun. Wer als junger Schauspieler bei der Studiobühne mitmachen will, die immer mittwochs, 19.30 bis 21.30 Uhr, in der Keller des Besigheimer Steinhauses stattfindet kann dies an Daniel Neumann tun.